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AMA-Gütesiegel „Tierhaltung plus“: Neue Herausforderungen für Österreichs Milchbauern

Das neue freiwillige Modul „Tierhaltung plus“ des AMA-Gütesiegels sorgt für Kontroversen in Österreichs Landwirtschaft. Höhere Standards treffen auf Widerstand – doch die AMA bleibt standhaft.

Einführung des Moduls „Tierhaltung plus“

Mit Beginn des Jahres 2024 hat die Agrarmarkt Austria (AMA) das neue freiwillige Zusatzmodul „Tierhaltung plus“ im Rahmen des AMA-Gütesiegels eingeführt. Dieses Modul, das auf strengere Tierwohlstandards abzielt, ist Teil der Bemühungen, den Export von österreichischen Milchprodukten, insbesondere nach Deutschland, zu sichern. Die Einführung erfolgt unter dem Druck deutscher Handelskonzerne, die von ihren Lieferanten zunehmend höhere Tierwohlstandards verlangen.

Kritik und Widerstand aus der Landwirtschaft

Die Einführung von „Tierhaltung plus“ hat bei einigen österreichischen Milchbauern Besorgnis ausgelöst. Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, betonte, dass die Umstellung auf die neuen Standards erhebliche Investitionen von den Landwirten erfordere. Gleichzeitig forderte er, dass die Mehrleistungen der Bauern angemessen vergütet werden müssen. Auch von Seiten der kammerkritischen Agrargemeinschaft Österreich (AGÖ) und des Unabhängigen Bauernverbandes gibt es Widerstand. Johann Konrad, Geschäftsführer der AGÖ, kündigte an, die neuen Standards rechtlich prüfen zu lassen. Die Sorge um die wirtschaftliche Belastung der Landwirte steht dabei im Mittelpunkt der Kritik.

AMA verteidigt die neuen Standards

Trotz der Kritik verteidigt die AMA das neue Modul und betont dessen Bedeutung für die Zukunft der österreichischen Milchbauern. Laut der AMA produzieren bereits 80 Prozent der heimischen Milchbauern nach den neuen, höheren Standards. Josef Hechenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol, unterstrich die Notwendigkeit dieser Regelung, um den Milchabsatz auf dem wichtigen deutschen Markt zu sichern.

Kontrollen und Transparenz

Im Zusammenhang mit dem AMA-Gütesiegel wurden in den letzten Jahren vermehrt Kontrollen durchgeführt. 2024 plant die AMA etwa 28.000 Kontrollen, um sicherzustellen, dass die neuen Standards eingehalten werden. Im Vorjahr wurden bereits 88 Betriebe wegen Verstößen gegen das Gütesiegelprogramm gesperrt. Trotz der hohen Anzahl an Kontrollen betont die AMA, dass nicht die Menge der Kontrollen, sondern deren Wirksamkeit entscheidend sei.

 

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